Bewerben im Ausland: Unterschiede und Besonderheiten


Sprachkenntnisse verbessern, andere Länder und Kulturen kennenlernen oder deine Selbständigkeit, Organisationsfähigkeit und Unabhängigkeit unter Beweis stellen. Ein Auslandsaufenthalt hat viele positive Auswirkungen - sowohl persönlich als auch beruflich. Deiner Karriere kann es sogar den nötigen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern verschaffen. Aber wie bewirbt man sich in England, Frankreich oder Spanien richtig? Auf welche Besonderheiten und Unterschiede solltest du achten?

Bewerben im Ausland: Unterschiede und Besonderheiten

Es wird dich freuen, dass die Bewerbungsverfahren in anderen Ländern durchaus ähnlich zu Deutschland ablaufen. Dennoch gibt es feine Unterschiede in den Anforderungen und Formalitäten, die allerdings über den Erfolg deiner Bewerbung entscheiden können. Im Folgenden haben wir einige, übergreifende Informationen sowie Tipps für die Bewerbung im Ausland zusammengestellt. Im Anschluss findest du konkrete landestypischen Bewerbungsmodalitäten für dein Wunschland.

Voraussetzungen für den Job im Ausland

Das A und O ist das Beherrschen der Landessprache! Dies betrifft neben der natürlichen Kommunikation auch das Beherrschen der im Arbeitsgebiet gängigen Fachsprache.

Die Bewerbung selbst wird in der Sprache der Stellenausschreibung geschrieben. Dabei handelt es sich im Übrigen um eine generelle Regel, die auch bei Bewerbungen innerhalb Deutschlands beachtet werden sollte. Frage besser bei deinem Ansprechpartner direkt nach, wenn du dir unsicher bist. Es gibt auch die Möglichkeit, deiner Bewerbung zusätzlich eine übersetzte Bewerbungsmappe beizulegen.

Notwendige Recherchen

Beginne bereits ein Jahr vor dem geplanten Auslandsaufenthalt, Informationen über das Zielland zu sammeln. Erkundige dich über wichtige Institutionen, die Kultur, das Gesundheitssystem, Lebenshaltungskosten und natürlich über die Firmen, bei denen du gern arbeiten möchtest.

Informationen zu den Firmen findest du in Firmendatenbanken, sozialen Netzwerken, Online-Medien und natürlich auf der jeweiligen Unternehmenswebseite selbst. Ist das Unternehmen international tätig, so halte Ausschau nach einem deutschen Büro, mit dem du in Kontakt treten kannst. Eine deutsche Niederlassung erleichert meist den Bewerbungsprozess.

Europäisches Ausland oder Drittstaaten?

Für europäische Staatsbürger ist es einfacher, einen Job im europäischen Ausland zu finden. Drittstaaten, wie Kanada oder USA, sind meist visumspflichtig und haben umfassendere Einreisebestimmungen. Um Informationen zu einem europäischen Land zu erhalten, kannst du dich an die Berater des European Employment Service, kurz EURES, wenden.

Was ist EURES?

EURES ist ein europäisches Kooperationsnetz mit umfangreichen Informationen zu Ausbildung, Praktikum, Studium in Europa. Im EURES-Portal kannst du deine Bewerbung hochladen und erhälst interessante Stellenangebote. Zudem findest du Ansprechpartner, bei denen du dich über Bewerbungsformalitäten und Bestimmungen des Landes informieren kannst. Beratung und Vermittlung ist kostenfrei.

Werde für dein Unternehmen im Ausland tätig

Wenn du gern im Ausland arbeiten möchtest, derzeit aber bei einem deutschen Unternehmen angestellt bist, erkundige dich, ob dein Unternehmen auch im Ausland operiert oder ob es ausländische Betriebsstätten gibt, in denen du unterstützend tätig werden darfst.

Die Weiterbeschäftigung in einem deutschen Unternehmen hat den Vorteil, dass es weniger bürokratische Hürden für deinen Auslandsaufenthalt gibt. Du bleibst weiterhin in Deutschland angestellt, unterliegst dem deutschen Arbeitsrecht und es gibt auch keine Änderungen im Rentenanspruch oder der Sozialversicherung. Zudem ist in der Regel kein Wechsel der Krankenkasse notwendig. Weiterhin stehst du mit der Organisation deines Auslandsaufenthalts nicht alleine da. Viele Unternehmen unterstützen Ihre Angestellten zum Beispiel in der Wohnungssuche.

Vielleicht steht dein Arbeitgeber aber auch mit einem interessanten Unternehmen in Kooperation. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall.

Bewerbungs­unterlagen

Die Bewerbungsunterlagen für eine Bewerbung im Ausland sind grundsätzlich der Bewerbung in Deutschland ähnlich. Es sind allerdings landestypische Besonderheiten zu beachten.

In den USA wird zum Beispiel viel Wert auf Anonymisierung gelegt. So finden sich im Lebenslauf keine persönliche Angaben, wie Alter, Herkunft oder Religionszugehörigkeit. Auch das Bewerbungsfoto ist nicht erwünscht.

Bewerbungsunterlagen umfassen meist Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf. Referenzen sind wichtiger als Zeugnisse, werden in der Regel aber auch nur auf Anfrage geschickt. Der Umfang deiner Bewerbungsunterlagen weicht ingesamt also etwas ab.

Beachte, dass in einigen Ländern die E-Mailbewerbung weit verbreiteter ist, als die klassische Papierbewerbung. Auf das Bewerbungsfoto wird, mit Ausnahme des südeuropäischen Raumes (Spanien, Portugal, Italien), verzichtet. Wähle auch dort nur ein Standard-Passbild.

Ganz wichtig
Lass deine Bewerbung möglichst von einem Muttersprachler Korrekturlesen.

Bewerbungsanschreiben

Das Anschreiben wird kurz und knapp gehalten und beschränkt sich auf eine Seite. Achte auch hier auf die landestypische Schreibweise. Eine Bewerbung für Großbritannien wird zum Beispiel im britischen Englisch und nicht im amerikanischen Englisch geschrieben.

Deine Qualifikationen und Persönlichkeit sind besonders wichtig. Stelle heraus, warum gerade du – als Ausländer – besonders geeignet für den Job bist. Gründe können der Abschluss an einer namhaften Institution oder deine deutschen Sprachkenntnisse sein. Viel Unternehmen treiben schließlich mit Deutschland Handel, ein klarer Vorteil für einen Muttersprachler.

Die Angabe von Datum und Unterschrift wird nur in wenigen europäischen Ländern, wie Deutschland, Griechenland, Österreich und Finnland gefordert. In Frankreich und Belgien kann es zudem gut sein, dass handschriftliche Bewerbungsunterlagen verlangt werden.

Richte dein Anschreiben immer an eine konkrete und vor allem die richtige Person. Frage dazu direkt im Unternehmen nach, entweder telefonisch oder per E-Mail.

Lebenslauf

Der Lebenslauf umfasst wie in Deutschland maximal zwei Seiten. Ausnahme bildet die Niederlande. Dort darfst du gern etwas weiter ausholen. Übersetze keine deutschen Berufsbezeichnungen, sondern beschreibe den Beruf in der Landessprache.

Weicht das Notensystem vom Zielland ab, so versuche einen sinnvollen Vergleichswert zu finden, die Noten umzurechen oder die Noten zumindest zu erläutern. Als Vergleich kannst du zum Beispiel aufführen, dass deine Schule zu den Top 5 in Deutschland gehört. Setze nicht voraus, dass sich dein Ansprechpartner mit dem deutschen Notenskala auskennt.

Auch bereits absolvierte Auslandsaufenthalte sollten unbedingt erwähnt werden.

Referenzen und Zeugnisse

Referenzen, Referenzschreiben und Empfehlungsschreiben sind im Ausland wichtiger, als unsere Arbeits- und Abschlusszeugnisse. Arbeitszeugnisse sind teilweise sogar unüblich.

Sollten ausdrücklich Arbeitszeugnisse gefordert sein, dann lasse die Unterlagen professionell übersetzen und beglaubigen. Wir empfehlen explizit eine professionelle Übersetzung, da für das Ausland nur bedingt die deutschen Floskeln anzuwenden sind. Die reine Textübersetzung ist also nur ein Teilaspekt.

Europass-Lebenlauf
Zur Vermeidung grober Fehler kannst du dich am „Europass-Lebenslauf“ orientieren. Hierbei handelt es sich um eine Initiative der Europäischen Kommission mit dem Ziel Bewerbungshürden innerhalb Europas zu minimieren. Weitere Informationen zum Europass findest du auf europa.eu/europass/de. Beachte bitte, dass der Europass-Lebenslauf keine Vorschrift, sondern nur als Empfehlung zu verstehen ist. Informiere dich dennoch über landestypische Eigenheiten des Lebenslaufs.

Landestypische Bewerbungs­modalitäten

Zum Abschluss unseres Beitrags findest du nun noch eine Zusammenstellung unserer Bewerbungstipps speziell zugeschnitten auf bestimmte Länder. Wir werden diese Information laufend ausbauen und an die Gegebenheiten anpassen. Vorbeischauen lohnt sich!

Bewerben in der Schweiz

Für viele Deutsche ist eine Arbeit in der Schweiz – egal ob Gap Year, Praktikum oder normale Festanstellung – sehr attraktiv. Grund genug für uns, das Thema „Bewerbung in der Schweiz“ etwas näher zu beleuchten. Welche Besonderheiten und Unterschiede gibt es im Gegensatz zu einer Bewerbung in Deutschland?

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Bewerben in Großbritannien

Tipps zur Bewerbung in Englisch für Großbritannien. Neben covering letter und curriculum vitae, wird auf weitere landestypische Besonderheiten eingegangen.

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Bewerben in Frankreich

Informationen zur Bewerbung in Frankreich. Neben den benötigten Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Bewerbungsschreiben) wird auf landestypische Besonderheiten eingegangen.

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Bewerben in Spanien

In Spanien werden gewöhnlich Kurzbewerbungen, bestehend aus Bewerbungsschreiben und Lebenslauf, erwartet. Unterlagen sind maschinengeschrieben und werden natürlich in Spanisch verfasst. Zeugnisse bringst du dagegen erst im Bewerbungsgespräch mit.

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