Bewerbung in Spanien: Besonderheiten und Unterschiede zu Deutschland


Bewerbung in Spanien bedeutet in der Regel auch Bewerben auf Spanisch. Neben soliden Sprachkenntnissen sind allerdings weitere Unterschiede zu Deutschland zu beachten. In unserem Beitrag informieren wir dich über Umfang und Inhalt einer spanischen Bewerbung und geben Tipps zum Verhalten im Vorstellungsgespräch.

Bewerbung in Spanien: Besonderheiten und Unterschiede zu Deutschland

Bewerbung in Spanien – was ist wichtig?

Während in Deutschland meist vollständige und aussagekräftige Bewerbungsunterlagen erwartet werden, bewirbst du dich in Spanien mit einer Kurzbewerbung. Eine Kurzbewerbung besteht aus Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf. Arbeitszeugnisse schickst du nur auf Anfrage oder du nimmst die Unterlagen zum Bewerbungsgespräch mit.

Neben der postalischen Zusendung der Bewerbungsunterlagen, akzeptieren viele Unternehmen auch die Online-Bewerbung per E-Mail. Die genauen Bewerbungsmodalitäten ergeben sich aus der Stellenanzeige oder werden beim Unternehmen erfragt.

Direkter und persönlicher Kontakt

In Spanien läuft viel über Networking und direkte, persönliche Kontakte. Wir empfehlen daher, im Vorfeld Kontakt zum spanischen Unternehmen herzustellen, am Besten in einem persönlichen Gespräch. Dabei kannst du Fragen klären und erfährst vielleicht sogar von einem Bedarf, der nicht über eine Stellenanzeige ausgeschrieben wurde.

Blindbewerbungen ohne verherige Kontaktaufnahme oder Stellenanzeige landen schnell im Papierkorb. Der persönliche Bezug ist in Spanien sehr wichtig! Bitte beachte, dass Bewerbungen in der Regel nicht zurückgesendet werden.

Spanischkenntnisse sind essentiell

Eine spanische Bewerbung verfasst du für die gewöhnlich in der Landessprache Spanisch. Solide Sprachkenntnisse sind also unverzichtbar – sowohl für die Bewerbung, als auch für den eigentlichen Auslandsaufenthalt. Erwarte bitte nicht, dass im Unternehmen Englisch oder gar Deutsch verstanden wird.

In Regionen, in denen Galizisch, Katalanisch oder Baskisch gesprochen wird, musst du sogar die jeweilig geltende Amtssprache beherrschen.

Arbeitsvermittlung in Spanien

SEPE (Servicio Público de Empleo Estatal) ist das staatliche Arbeitsamt und der Kern der Arbeitsvermittlung in Spanien. Darüber hinaus gibt es gemeinnützige Arbeitsvermittlungsagenturen und private Unternehmen, die Fachkräfte vermitteln. Es gibt in Spanien übrigens auch Zeitarbeitsfirmen.

Wichtig für die Bewerbung in Spanien: Der schulische und akademische Werdegang ist in Spanien nur von nebenläufiger Bedeutung. Besonders wichtig sind Qualifikationen und Erfahrungen, die für die ausgeschriebene Stelle wichtig sind. Arbeite in deinen Bewerbungsunterlagen also noch deutlicher den Bezug zwischen deinen Fähigkeiten und dem Nutzen bzw. Gewinn für die Stelle heraus.

Bewerbungs­anschreiben

Das spanische Anschreiben wird als carta de presentación oder carta de candidatura bezeichnet.

Es umfasst eine DIN-A4-Seite und ist dem Bewerbungsschreiben in Deutschland sehr ähnlich. Halte den Bewerbungstext möglichst knapp und sehe von ausschweifenden Formulierungen und Floskeln ab. Dein Ansprechpartner wird immer persönlich angesprochen.

Erläutere im Bewerbungstext deine Motivation, warum du dich für eine Arbeit in Spanien entschieden hast und auch, was du an der Firma und an der konkreten Tätigkeit besonders interessant findest (siehe Beitrag: Warum dieses Unternehmen?). Der Fokus liegt auf den Kernargumenten für deine Eignung mit Fähigkeiten und Qualifikationen.

Kontakte sind in Spanien sehr wichtig. Gern kannst du daher auch einen Referenzgeber erwähnen, der deine Eignung unterstreicht.

Aufbau spanisches Bewerbungsanschreiben

  1. Kontaktdaten des Unternehmens
  2. aktuelles Datum
  3. persönlicher Ansprechpartner (Titel wird nicht genannt)
  4. Bewerbungstext mit Eignung und Motivation & der Bitte um eine Einladung zum Vorstellungsgespräch
  5. Grußformel
  6. eigene Adresse (Absenderblock)
  7. Unterschrift

Wie du siehst, gibt es eine Besonderheit im Aufbau: Abweichend vom deutschen Standard wird die Absenderadresse nicht im Anschreiben-Kopf, sondern am Ende zwischen Grußformel und Unterschrift platziert.

Lebenslauf

Für eine Bewerbung in Spanien ist der Lebenslauf (curriculum vitae oder hoja de vida) die wichtigste Bewerbungsunterlage. Er sollte mit zwei Seiten eher knapp gehalten werden. Für den Aufbau empfiehlt sich die tabellarische Form.

Im Fokus stehen deine beruflichen Erfahrungen. Schulische und akademischen Abschlüsse sind von untergeordneter Bedeutung.

Erwähne nur den höchsten Schul- und Studienabschluss. Allerdings muss auch ein spanischer Lebenslauf deinen Werdegang lückenlos dokumentieren – durch das Entfernen von Informationen dürfen keine zeitlichen Lücken entstehen.

Im Curriculum vitae wird zudem dein Berufsziel angegeben. Ein bis zwei Sätze reservierst du dafür. Die persönliche Angaben werden erweitert um den Familienstand, dein Alter und deine Personalausweisnummer. Die Religionszugehörigkeit wird dagegen nicht genannt.

Sprachkenntnisse sind sehr wichtig, eine Lebenslaufkategorie mit Bewertung deiner Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Verstehen daher Pflicht. Du kannst dich am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen orientieren. Im Referenzrahmen findet die Unterteilung in sechs Sprachniveaus statt. Auslandsaufenthalte kommen auch gut an und belegen zudem deine Sprachkenntnisse.

Genau wie der deutsche Lebenslauf schließt auch der spanische Lebenslauf mit Ort und aktuellem Datum an. Zudem signierst du den Lebenslauf handschriftlich mit Vor- und Nachnamen.

Auch im Lebenslauf kommen Referenzgeber übrigens gut an. Wenn du Abschlussnoten nennst, übersetze die Noten in das spanische Notensystem oder erläutere die verwendete Notenskala.

Bewerbungsfoto

Gern kannst du deinem Lebenslauf ein Bewerbungsfoto hinzufügen, das ist aber nicht zwingend nötig. Wenn du dich für das Bewerbungsfoto entscheidest, achte darauf, dass es professionel erstellt wird. Du zeigst dich auf dem Bewerbungsfoto genau so, wie du das Unternehmen nach außen repräsentierst.

„Zusammenfassung“ statt tabellarischer Lebenslauf

Gelegentlich wird bei der Bewerbung in Spanien statt des Lebenslaufs eine „Zusammenfassung“ gefordert. Die Zusammenfassung ist subjektiver als der Lebenslauf und beginnt mit einer Laufbahnvorstellung. In der Laufbahnvorstellung stellst du dein berufliches Ziel mit Tätigkeit und Wunschunternehmen bzw. Branche vor. Der Arbeitgeber möchte von dir zudem erfahren, wieviel Verantwortung du übernehmen möchtest.

Deiner Laufbahnvorstellung folgt eine ausformulierte Übersicht über deine Berufserfahrungen mit Angabe der Unternehmen. Es wird erwartet, dass du ins Detail gehst. Besonderen Wert legst du auf Fähigkeiten, Qualifikationen und Erfahrungen mit Bezug zur angestrebten Stelle. Die zeitlichen Fakten mischt du nebenbei ein.

Ausbildungszeugnisse und Arbeitszeugnisse

Weitere Unterlagen, wie Certificados und Réferencias, sendest du dem Unternehmen nur auf Anfrage oder wenn es in der Stellenanzeige explizit gefordert ist. Lass die angeforderten Dokumente am Besten professionell übersetzen.

Das Notensystem wird in Spanien in Punkten (0 – 10) angegeben. Gegebenenfalls sind für deine Zeugnisnoten Erläuterungen oder Übersetzungen zur Notenskala hinzuzufügen. Auch hier kann dir die Übersetzungsagentur weiterhelfen.

Vorstellungsgespräch in Spanien

In Spanien wird im Vorstellungsgespräch sehr viel Wert auf Persönlichkeit gelegt. Du überzeugst mit deiner Freundlichkeit, Höflichkeit und zurückhaltenden Art. Du solltest zudem ein gutes Allgemeinwissen mitbringen. Ansonsten empfehlen wir eine eher modisch schicke Kleidung.

Vorstellungsgespräche sind denen in Deutschland übrigens sehr ähnlich. Deine Ansprechpartner sind der Arbeitgeber und die Fachabteilung. Es gibt oft auch mehrere Bewerbungsgespräche, bis die Stelle vergeben wird, und auch Assessment-Center mit mehreren Bewerbern.

Beispiele spanischer Lebenslauf

Beispiele für den spanischen Lebenslauf bzw. einer spanischen Bewerbung findest du bei folgenden externen Anbietern:

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