Auslandssemester organisieren - Schritt für Schritt


In vielen sprachenbezogenen Studiengängen ist ein Auslandssemester längst Pflicht. Aber auch für andere Studienfächer ist ein Auslandsaufenthalt eine großartige und bereichernde Erfahrung und daher sehr sinnvoll. Bei uns erfährst du, welche Möglichkeiten es gibt und wie du dein Auslandssemester Schritt für Schritt selbst organisieren kannst.

Auslandssemester organisieren - Schritt für Schritt

Das Schärfen wichtiger Softskills, wie Organisationsvermögen, Selbständigkeit und Kommunikationsfähigkeit oder einfach mal über den Tellerrand schauen. Vielleicht möchtest du auch eine Fremdsprache erlernen, internationale Erfahrungen sammeln und andere Kulturen kennen lernen. Es gibt viele gute Gründe für ein Auslandssemester.

Im Lebenslauf bildet der Auslandsaufenthalt eine wichtige Station in deinem persönlichen und beruflichen Werdegang und hebt dich von Mitbewerbern ab. Darüber hinaus kannst du das Auslandssemester nutzen, um dein soziales Netzwerk mit Kommilitonen, Dozenten und Arbeitgeber auszubauen und den Grundstein für dein späteres Berufsleben zu legen.

Ein Auslandssemester muss aber von langer Hand geplant werden. Du solltest mit der Planung daher schon 15 Monate im Voraus beginnen, eventuell bereits bei Studienbeginn.

International Office als erste Anlaufstelle

Die erste Anlaufstelle ist das International Office in deiner Universität. Dort erfährst du, welche Kooperationen mit ausländischen Hochschulen es an deiner Hochschule gibt.

Es werden Veranstaltungen zu Auslandsaufenthalten und Kontaktmöglichkeiten mit Ansprechpartnern für verschiedene Länder angeboten. Ansprechpartner können auch ehemalige Kommilitonen sein. Wir empfehlen dir, dich unbedingt mit Personen zu unterhalten, die bereits ein Auslandssemester absolviert haben. Vielleicht kommt dabei auch heraus, dass dein Wunsch-Programm gar nicht zu deinem Studienfach passt. Hier helfen Gespräche, um herauszufinden, was optimal zusammenpasst und welche Universität in deinem Bereich eigentlich Maß der Dinge ist.

Eventuell erfährst du dabei auch, dass ein Freiwilligendienst, Work and Travel oder ein Auslandspraktikum mehr Sinn macht, als ein Auslandssemester.

Muster-Motivationsschreiben ERASMUS

Motivationsschreiben zur Bewerbung um ein Auslandssemester mit Erasmus. Beispiel mit Tipps zu Inhalt und Aufbau.

Motivationsschreiben anzeigen

Austauschprogramm oder Free Mover?

Ein Auslandssemester kann schnell zur komplizierten Angelegenheit werden. Das beginnt mit der Organisation, geht über Fragen der Finanzierung/Wohnungssuche und endet mit der Anerkennung von Studienleistungen.

Um den Prozess für Studentinnen und Studenten zu vereinfachen, arbeiten viele Universitäten im Rahmen von Kooperationsverträgen mit Partner-Universitäten zusammen. Damit kannst du auch Kosten sparen, da keine zusätzlichen Studiengebühren an die Partneruniversität gezahlt werden müssen. Erkundige dich dazu direkt bei deiner Hochschule. Eventuell gibt es auf der Hochschulseite auch einen Zugang zu einer Datenbank, wo abhängig vom Fachbereich Austauschmöglichkeiten und freie Austauschplätze für Studierende angezeigt werden.

Mobilitätsprogramme

Es gibt Mobilitätsprogramme, die auf Auslandsaufenthalte spezialisiert sind und Studentinnen und Studenten die Organisation des Auslandsaufenthalts abnehmen.

ERASMUS+

Wenn du ein Semester an einer europäischen Partneruniversität absolvieren möchtest, kann dir das EU-Programm ERASMUS+ in nahezu jeder Phase deines Studiums weiterhelfen. ERASMUS+ ist ein Projekt der Europäischen Union und fördert Auslandsaufenthalte in Europa.

Während der Zeit des Auslandssemesters wirst du sogar finanziell unterstützt. Du musst auch keine Studiengebühren an die Gastuniversität bezahlen. ERASMUS+ vereinfacht das Anerkennen Studienleistungen durch das ECTS-Punktesystem. Du benötigst lediglich die Bestätigung deiner Partnerhochschule, dass du das entsprechende Programm erfolgreich absolviert hast.

Zudem gibt es bei ERASMUS eine „Studentencharta“, die Rechte und Pflichten für teilnehmende Studentinnen und Studenten regelt.

zu Erasmus+

DAAD

Wenn du lieber in ein Drittland gehen möchtest, ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (kurz DAAD) dein Ansprechpartner. DAAD ist die weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern. DAAD unterhält ein Netzwerk an Außenstellen und Informationszentren in 60 Ländern. So wirst du auch während des Auslandssemesters vor Ort optimal unterstützt.

zum Deutschen Akademischen Austauschdienst

Deine Hochschule ist erste Anlaufstelle für diese Mobilitätsprogramme. So wird bei einer Bewerbung für ERASMUS meist ein Motivationsschreiben erwartet, aus dem hervorgeht, welche Ziele du mit dem Auslandssemester bezweckst. Die Bewerbung erhält der Erasmus-Koordinator an deiner Universität. Informiere dich einfach auf der Internetseite deiner Hochschule und erkundige dich in deinem Fachbereich oder International Office, welche konkreten Möglichkeiten es gibt und welche Rahmenbedingungen zu beachten sind.

Free Mover

Wenn deine Wunsch-Hochschule nicht über ein Mobilitätsprogramm angeboten wird, alle Plätze belegt sind oder dir der Zeitrahmen nicht zusagt, kannst du dein Auslandsstudium auch selbständig organisieren und dabei komplett unabhängig bleiben. Du bist dann ein „Free Mover“.

Natürlich musst du dich selbst an der Universität bewerben, eventuell Studiengebühren im Gastland zahlen und dich auch sonst um alles selbst kümmern. Das Organisieren deines Auslandsaufenthalts wird als erheblich komplexer.

Gern kannst du aber auch hier auf die Leistungen einer Vielzahl von Agenturen zurückgreifen, die deinen Auslandsaufenthalt organisieren, dich vor Ort unterstützen und sogar ganze Auslandssemester vermitteln. Besonders Free Movern hilft das, den bürokratischen Aufwand erheblich zu reduzieren und das Bewerbungsverfahren zu vereinfachen.

3 Agenturen als Beispiel:

  • World of Students
    Ansprechpartner für die Regionen USA, Kanada, China, Europa, Australien, Neuseeland.
  • Asia Exchange (AE)
    Für Studienaufenthalte im asiatischen Raum, wie Bali, Korea, China, Malaysia und Thailand.
  • College Contact
    Auf College Contact werden rund 140 Hochschulen in 25 Ländern angeboten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Nun möchtest wir – insbesondere den Free Movern – eine kurze Anleitung zur Organisation des Auslandssemesters geben.

1. Wunsch-Hochschule finden

Im ersten Schritt suchst du dir das Land und die Universität heraus, an der du gern studieren willst. Möchtest du innerhalb der EU studieren oder lieber in einem Drittland, wie Kanada oder Australien?

Deine finanzielle Planung muss in jedem Fall gesichert sein. Bei der Auswahl solltest du also auch die Lebenshaltungskosten des Gastlandes mit Miete, Lebensmittelkosten und öffentlichen Verkehrsmitteln im Auge behalten. Wie hoch sind die Studiengebühren an der Hochschule? Darfst du einen Nebenjob zur Finanzierung des Lebensunterhaltes nachgehen und wie lange möchtest du eigentlich im Gastland studieren?

Im Ergebnis prüfst du, ob es ein Austauschprogramm mit deiner Heimathochschule gibt oder du als Free Mover unabhängig sein wirst.

2. Voraussetzungen prüfen

Du weißt nun, wo und wann du „gern“ studieren willst. Im nächsten Schritt musst du herausfinden, ob du an der Wunschhochschule überhaupt studieren „darfst“. Die Voraussetzungen variieren von Studiengang zu Studiengang.

Hier sind einige Fragen, die du dir stellen solltest:

  • Sind für die Wunsch-Hochschule alle Zulassungsvoraussetzungen, wie Alter, Numerus Clausus und Studiengang mit bisherigen Prüfungsergebnissen erfüllt?
  • Habe ich alle notwendigen Kurse an meiner Heimatuniversität besucht?
  • Werden Sprachzertifikate, wie TOEFL oder IELTS, als Nachweis für Fremdsprachenkenntnisse gefordert?
  • Wie sieht das genaue Bewerbungsverfahren aus?

Über generelle Zulassungsvoraussetzungen kannst du dich auch im International Office oder Auslandsamt an deiner Heimathochschule informieren. Ziehe für deinen Auslandsaufenthalt auch die Besonderheiten des Ziellandes in die Betrachtung ein.

Sehr wichtig ist, ob deine Hochschule die Studienleistungen aus deinem Auslandssemester überhaupt anrechnet. Kläre das mit deinem Fachbereich und dem Prüfungsamt ab.

3. Learning Agreement vereinbaren

Um die Anerkennung der im Ausland erbrachten Leistungen abzusichern, besteht die Möglichkeit, vor Beginn des Aufenthalts zwischen der Gasthochschule und der Heimat-Hochschule eine „Lernvereinbarung“ zu schließen. Darin werden zum Beispiel die Kurse eingetragen, die du an der Gasthochschule belegen wirst.

Das Learning Agreement füllst du mit dem Ansprechpartner deiner Wunsch-Hochschule gemeinsam aus und lässt es dann von deiner Hochschule gegenzeichnen. Ansprechpartner ist auch hier dein International Office. Informationen zum Learning Agreement findest du auf der Homepage deiner Universität.

Der Abschluss eines Learning Agreements ist sowohl für Free Mover als auch für Teilnehmer eines Austauschprogramms sinnvoll und unter Umständen sogar verpflichtend.

4. Bewerbung an der Gasthochschule

Im Regelfall entfällt die direkte Bewerbung an der Wunsch-Hochschule, wenn du an einem Mobilitätsprogramm teilnimmst. Du bewirbst dich dann bei ERASMUS+ oder DAAD.

Als Free Mover (ohne zwischengeschaltete Agentur) musst du dich aber direkt an der Gasthochschule bewerben. Hier sendest du deinem Ansprechpartner auch gleich das unterzeichnete Learning Agreement zu. Das genaue Bewerbungsverfahren ist abhängig von der Gastuniversität. Der Webseite der Universität entnimmst du Bewerbungszeiträume, die benötigten Bewerbungsunterlagen und weitere Voraussetzungen. Austauschprogramme und spezialisierte Agenturen vereinfachen den Bewerbungsprozess erheblich.

Fragen der Finanzierung

Aufgrund der Wichtigkeit möchten wir die Frage der Finanzierungsmöglichkeiten für deinen Auslandsaufenthalts noch einmal aufgreifen.

Prüfe, ob für dich ein Auslandsbafög in Frage kommt. Grundsätzlich sind die Hürden geringer angesetzt, als bei einem „normalen“ BAföG – eine Bewerbung macht also durchaus Sinn, auch wenn du für ein normales BAföG abgelehnt wurdest. Du musst das Auslandsbafög aber rechtzeitig beantragen, mindestens ein halbes Jahr vor Beginn des Auslandssemester. Anlaufstelle ist das BAföG-Amt, dass für dein Zielland zuständig ist. Welches genau das ist, entnimmst du der BAföG-Seite auf www.bafög.de.

Informiere dich auch über mögliche Stipendien. Stipendien sind finanzielle Förderprogramme für Studentinnen und Studenten, die unter Umständen sogar mit dem Auslandsbafög kombiniert werden können. Hier findest du eine gute Zusammenstellung zum Thema Stipendium.

Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen beachten

Bitte halte auch die Bestimmungen des Gastlandes im Blick. Wie sind die Einreisebestimmungen? Brauche ich bestimmte Impfungen? Und kann ich mit meiner Kreditkarte eigentlich im Ausland Geld abheben oder benötige ich dafür ein Auslandskonto?

Vergiss auch nicht, rechtzeitig (eventuelle) Studiengebühren an die Gasthochschule zu überweisen. Vielleicht kannst du bei deiner Heimathochschule ein Urlaubssemester beantragen, um doppelte Semestergebühren zu vermeiden?

Für viele Länder ist zudem ein Visum erforderlich. Bei der Antragsstellung für das Visum ist die Zulassung zum Studium nachzuweisen. Nachdem du die offizielle Immatrikulationsbescheinigung erhalten hast, solltest du dich also umgehend um ein Visum kümmern. Ein Studentenvisum gilt in vielen Ländern außerhalb der EU als Voraussetzung, um als ausländischer Studierender eine Hochschule zu besuchen. Bitte beachte, dass das Studentenvisum nicht notwendiger Weise die Aufnahme einer Arbeitstätigkeit erlaubt. Dafür wird oft ein Arbeitsvisum benötigt.

Versicherungsschutz nicht vergessen!
Prüfe auch, ob deine Krankenversicherung den Auslandsaufenthalt abdeckt. Unter Umständen benötigst du dafür eine zusätzliche Krankenversicherung oder musst in einen anderen Tarif wechseln. Interessant sind auch weitere Leistungen deines Versicherers, wie die Haftpflichtversicherung.

Wir hoffen, dir mit unserer Anleitung weitergeholfen zu haben und wünschen viel Erfolg bei deinem Auslandssemester.

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