In Deutschland hat jeder Mitarbeiter nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses einen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis (§ 630 BGB – Pflicht zur Zeugniserteilung). Dabei kannst du dich zwischen zwei Zeugnisarten entscheiden – einfaches Arbeitszeugnis und qualifiziertes Arbeitszeugnis.
Dieser Beitrag widmet sich dem einfachen Arbeitszeugnis. Erklärungen und Beispiele für das qualifizierte Arbeitszeugnis findest du im nächsten Beitrag.
Was ist ein einfaches Arbeitszeugnis?
Das einfache Arbeitszeugnis ist ungefähr eine halbe DIN-A Seite lang und erfüllt inhaltlich die gesetzlichen Mindestanforderungen.
Es enthält Angaben zum Unternehmen und dem Mitarbeiter, die Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie die Berufsbezeichnung. Darüber hinaus werden die Tätigkeiten aufgeführt, die der Mitarbeiter wahrgenommen hat.
Unterschied einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis
Das Unterschied zum qualifizierten Arbeitszeugnis besteht darin, dass im einfachen Arbeitszeugnis weder das Verhalten noch die Leistungen des Mitarbeiters bewertet werden. Das einfache Arbeitszeugnis kann also eher als neutrale Tätigkeitsbeschreibung angesehen werden, ähnlich der Arbeitsbestätigung in der Schweiz oder der Dienstbescheinigung in Österreich. Für die Bewerbung ist ein einfaches Arbeitszeugnis nur bedingt geeignet.
Muster GmbH
An der Sonnenallee 11
D-01292 Sonneburg
Arbeitszeugnis
Herr Max Mustermann, geboren am 10.07.1980 in Dresden, war in der Zeit vom 1. Juni 2020 bis zum 31. Dezember 2020 als Softwareentwickler in unserem Unternehmen tätig. Er wurde im Wesentlichen mit folgenden Aufgaben betraut:
- Konzeption Internetauftritte für unsere Kunden
- First-Level-Support
- Dokumentation einzelner Softwaremodule
Dresden, 16. Februar 2021
……
Unterschrift Geschäftsführung
Abbildung: Muster einfaches Arbeitszeugnis
Inhalt und Aufbau einfaches Arbeitszeugnis
Ein einfaches Arbeitszeugnis ist häufig nach dem diesem Muster aufgebaut. Es beginnt mit der Überschrift „Arbeitszeugnis“. Der Überschrift folgt die Einleitung mit den Stammdaten des Beschäftigten sowie der Stellenbezeichnung und des genauen Tätigkeitszeitraums.
Anschließend werden die Tätigkeiten genannt, die der Arbeitnehmer im Unternehmen wahrgenommen hat. Im Gegensatz zum qualifizierten Arbeitszeugnis gibt es keine Beurteilung der erbrachten Leistungen und des Sozialverhaltens.
Das einfache Arbeitszeugnis „kann“ mit Danksagungen und dem Ausdruck des Bedauerns über den Weggang des Mitarbeiters abgeschlossen werden. Auch der Kündigungsgrund „kann“ in den Abschluss eingebunden werden.
- Angaben zum Unternehmen
Das Arbeitszeugnis beginnt im Kopfbereich mit dem Firmennamen und der Adresse des Unternehmens. - Überschrift
Die Überschrift lautet für gewöhnlich „Zeugnis“ oder „Arbeitszeugnis“. - Einleitung
Die Einleitung beinhaltet Angaben zum Mitarbeiter mit Anrede, Name, Vorname sowie Geburtsdatum und -ort. Dem folgen die Stellenbezeichnung und die Dauer der Tätigkeit.
Einleitung Arbeitszeugnis - Hauptteil
Der Einleitung folgt eine genaue Beschreibung der Tätigkeiten, die der Mitarbeiter im Unternehmen wahrgenommen hat. Die Tätigkeiten können in Satzform oder in einzelnen Stichpunkten erfolgen. Alle Aufgaben müssen für Dritte verständlich aufgeführt sein.
Tätigkeiten Arbeitszeugnis - Abschluss
Der Abschluss beinhaltet eine Dankesformel mit den guten Wünschen für die berufliche Zukunft. Sofern du es wünscht, kannst du einen Verweis auf den Kündigungsgrund und die genauen Umstände für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses aufnehmen lassen.
Abschluss Arbeitszeugnis - Datum, Ort und Unterschrift des Unternehmens
Wann ist ein einfaches Arbeitszeugnis sinnvoll?
Ist der Arbeitnehmer noch nicht lange im Unternehmen tätig, ist es schwer möglich, seine Arbeit in einem qualifizierten Arbeitszeugnisses inhaltlich nach sozialen und verhaltensorientierten Gesichtspunkten zu bewerten.
Auch wenn davon auszugehen ist, dass ein Arbeitszeugnis eher schlecht ausfällt, kannst du dich für die vereinfachte Variante ohne störende Leistungsbewertungen entscheiden.
Sinnvoll ist ein einfaches Arbeitszeugnis natürlich auch dann, wenn es dir nur darum geht, beispielsweise gegenüber einer Behörde nachzuweisen, dass du in einem bestimmten Zeitraum beruflich tätig warst.
Vollständiger halber möchten wir erwähnen, dass das einfache Arbeitszeugnis auch gern bei gering qualifizierten Tätigkeiten ausgestellt wird.
Vermeide ein einfaches Arbeitszeugnis, wenn …
Bitte beachte, dass ein einfaches Arbeitszeugnis keine Angaben über Persönlichkeit, Verhalten und Leistungen enthält. Diese Punkt kannst du also auch nicht zu deinem Vorteil nutzen.
Solltest du längere Zeit im Unternehmen tätig gewesen sein, ist die Ausstellung eines einfachen Arbeitszeugnisses nicht üblich. Hier wird dir möglicherweise unterstellt, dass du durch die Wahl eines einfachen Arbeitszeugnisses möglicherweise eine schlechte Beurteilung verhindern willst.
Wann habe ich Anspruch auf ein Arbeitszeugnis?
Unabhängig von der Art des Zeugnisses (einfaches Arbeitszeugnis oder qualifiziertes Arbeitszeugnis) entsteht der gesetzliche Anspruch mit dem Zugang der Kündigung. Ob die Tätigkeit in Voll- oder Teilzeit ausgeübt wurde, ist dabei nicht relevant. Das Arbeitszeugnis muss durch den Mitarbeiter allerdings explizit angefordert werden. Sollte es sich nicht um eine Eigenkündigung handeln, nehme den Wunsch nach einem Arbeitszeugnis am Besten in dein Kündigungsschreiben auf. Beispiele für mögliche Formulierungen findest du in unserem Beitrag Eigenkündigung.
Das Zeugnis wird im Übrigen nicht erst am letzten Arbeitstag ausgehändigt. Du kannst ein vorläufiges Arbeitszeugnis anfordern, dass am letzten Arbeitstag durch das richtige (Abschluss)Zeugnis ersetzt wird. Das ist wichtig für die Bewerbungsphase. Das Arbeitszeugnis wird immer schriftlich auf Firmenpapier ausgehändigt (§ 109 Gewerbeordnung – Zeugnis).
