Ohne die perfekte Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen bekommt man keinen Job, zumindest nicht in gehobenen Positionen oder wenn man keinen Bekannten im Aufsichtsrat hat. Der Wunschjob mit abwechslungsreichen Aufgaben, die genau ins Interessensgebiet passen, gutem Gehalt und Aufstiegschancen ist sehr aber begehrt. Attraktive Arbeitgeber werden daher überschüttet mit einem Berg an Bewerbungsunterlagen – und alle sehen gleich aus, unterscheiden sich allenfalls durch die Farbe der Mappe.
Dafür sorgen zahlreiche Ratgeber, die bei der Erstellung der eigenen Bewerbung vermutlich zu Rate gezogen wurden. Zum Glück gibt es genügend Möglichkeiten, sich von der Masse der Bewerbungen abzuheben. Für mehr Aufmerksamkeit kann ein zusätzliches Bewerbungsvideo sorgen.
Was ist ein Bewerbungsvideo?
Das Bewerbungsvideo ist ein Kurzfilm, in dem sich der Bewerber kurz vorstellt und sein Anliegen schildert. Es ist nicht mehr als zwei Minuten lang. Das Video ergänzt die Bewerbungsunterlagen, es ist kein Ersatz für die klassische Bewerbung.
Bewerbungsvideo in bestimmten Branchen
In Berufen, in denen es auf Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten ankommt, kann ein Bewerbungsvideo durchaus sinnvoll sein. In Medienberufen zum Beispiel, im IT-Bereich, in Marketing und Kundenbetreuung und überall dort, wo der Umgang mit moderner Technik zum Aufgabengebiet gehört.
Aber auch in anderen Berufen, wie in der Verwaltung, kann ein Bewerbungsvideo die Aussagekraft der schriftlichen Bewerbung unterstützen. Der Arbeitgeber sieht den Bewerber wie bei einem Vorstellungsgespräch vor sich, lernt sein Verhalten und seine Ausdrucksweise kennen und stellt so auf Anhieb fest, ob der Bewerber ins Team passt oder nicht.
Das macht so manches Bewerbungsgespräch mit langer Anreise überflüssig. Bestenfalls aber bewegt es den Arbeitgeber dazu, einen Bewerber einzuladen, auch wenn seine Noten nicht so hervorragend sind. Vielleicht wirkt der Bewerber in seinem Video so offen und sympathisch und hat den Arbeitgeber gerade dadurch beeindruckt?
Die Video-Bewerbung als Pflichtunterlage
Inzwischen gehen sogar immer mehr Unternehmen dazu über, eine Videobewerbung in ihren Bewerbungsprozess zu integrieren. Dazu nutzen sie die Dienste von Anbietern, die die Inhalte der Bewerbungsvideos etwa durch Fragen wie in einem Vorstellungsgespräch vorgeben. Andere Unternehmen verlangen das Hochladen eines eigenen Videos auf ihrem Bewerbungsportal oder über eine App. In jedem Fall sollten die Vorgaben der Unternehmen genau eingehalten werden.
Auch im Video zählt der erste Eindruck
Für den ordentlichen Auftritt muss der Bewerber aber in jedem Fall selbst sorgen. Dazu gehören angemessene Kleidung und ein gepflegtes Äußeres. Auch hier zählt der erste Eindruck. Wer ein eigenes Video dreht, sollte bedenken, dass es nicht die schriftliche Bewerbung ersetzt, sondern sie nur ergänzen soll. Die Inhalte müssen auf das Unternehmen und die Stellenausschreibung zugeschnitten sein. Am besten macht man sich Notizen, was man sagen will.
Der Inhalt der Video-Bewerbung
Zu Beginn ist eine kurze Vorstellung sinnvoll. Dann können ein paar Sätze folgen, etwa warum man sich gerade für dieses Unternehmen interessiert (Motivation). Informationen aus den Bewerbungsunterlagen werden nicht wiederholt. Zu lang sollte das Video nicht werden. Die Profis halten 90 Sekunden für angemessen, mehr als zwei Minuten sollten es aber nicht sein.
Wer sein eigenes Video dreht, hat dennoch viel Zeit. Er kann den Mitschnitt solange wiederholen, bis er perfekt ist. Und das sollte er möglichst sein. Rein gestalterisch ist auf einen ruhigen Hintergrund und warmes Licht zu achten. Ein absolut stiller Raum ist zu bevorzugen, Hintergrundgeräusche stören nicht nur die eigene Konzentration, sie haben auf dem Video nichts zu suchen. Auf Spezialeffekte verzichtet man besser ganz.
Wer es professionell mag, wendet sich an einen Fachmann, der die technischen und gestalterischen Voraussetzungen erfüllt. Das ist aber kostspielig und auch nicht unbedingt erforderlich.
Wie Unternehmen können auch Bewerber die Dienste von Anbietern in Anspruch nehmen, die sich auf Videobewerbungen spezialisiert haben und eine Plattform für die Video-Bewerbung zur Verfügung stellen. Dort kann man ein Profil mit Video anlegen und einfach der Bewerbung beifügen.
Aber auch mit Computer oder Smartphone lassen sich heute ganz unproblematisch eigene Videos drehen. Die Software zur Nachbearbeitung ist kostenlos und durchaus auch von einem Laien zu bedienen. Wichtige Funktionen sind das Zuschneiden des Videos am Beginn und Ende und das Einfügen von Übergängen. Empfehlenswert ist zum Beispiel der „Windows Movie Maker“.
Bewerbungsvideo zwischen Katzen und Slapstick?
Für das Unternehmen ist es wichtig, das Bewerbungsvideo leicht auf jedem Gerät öffnen zu können. Dazu bietet sich etwa der Download von einer Videoplattform wie YouTube an. Mit einer Internetverbindung und dem exakten Link im Bewerbungsschreiben kann der künftige Arbeitgeber rasch auf das Video zugreifen. Das ermöglicht es auch, einer auf dem Postweg verschickten Bewerbung ein Bewerbungsvideo anzufügen. Es kann aber auch auf einen USB-Stick gespeichert und mitgeschickt werden.
Wichtig ist nur, ein gängiges Format wie beispielsweise MP4 zu verwenden, das jeder Windows-Rechner lesen kann. Bei der Vielzahl an Möglichkeiten sollte man sich genau überlegen, ob man sein Video wirklich auf YouTube einstellt. Katzen, Slapstick und grellbunte Werbung passen nicht unbedingt zu jedem Unternehmen. Das sollte das Video aber auf jeden Fall!
Ein paar Tipps für den Dreh des eigenen Bewerbungsvideo
- Plan machen: Vor Drehbeginn den Ablauf skizzieren. Überlege dir genau, was du sagen willst.
- Hintergrund wählen: Sehr beliebt sind gut bestückte Bücherregale.
- Auf das Licht achten: Keine direkte Lichtquelle wie beispielsweise ein Fenster im Hintergrund
- Achtung Aufnahme, Ruhe bitte: Kein Hundebellen, kein Zug, der durchs Zimmer rauscht, keine Eltern, die zum Essen rufen.
- Passendes Outfit: Im Bewerbungsvideo trägt du dein gleiche Kleidung, wie im Vorstellungsgespräch. Das Outfit muss zum Job und zur Persönlichkeit passen. Sitzt die Frisur?
- Blickkontakt: Blickkontakt zur Kamera halten.
- Authentizität: Authentisch bleiben, ruhig und deutlich sprechen.
- Fokus halten: Du stehst im Mittelpunkt deines Kurzfilms. Verzichte daher auf überflüssige Spezialeffekte, die lenken nur ab.
Und zu guter Letzt: Das Video ist erst fertig, wenn es perfekt ist! Wenn du nicht zufrieden bist, beginne eine neue Aufnahme. Hole in jedem Fall Feedback von deinen Bekannten ein, um herauszufinden, wie dein Bewerbungsvideo beim Zielpublikum ankommt.