Die Jobsuche und Bewerbung über Social Media ist ein relativ neues Phänomen, das jedoch in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Während es längst üblich ist, dass Bewerber/innen und Unternehmen über Online-Jobportale miteinander in Kontakt treten – und diese Form der Jobsuche dem klassische Durchforsten von Stellenanzeigen in Tageszeitungen inzwischen sogar den Rang abgelaufen hat –, stehen der Suche auf Social Media noch viele skeptisch gegenüber. Die Gründe dafür sind vielfältig, und nicht von jede/m Bewerber/in oder von jedem Unternehmen wird die Verwendung Sozialer Medien überhaupt als sinnvoll und zielführend empfunden.
Welche Social Media Plattformen bieten sich für die Jobsuche an?
Social Media Plattformen gibt es inzwischen viele, und theoretisch lassen sich diese auch alle für die Jobsuche oder zumindest zum Knüpfen von Kontakten mit Personen, die im eigenen Berufsfeld relevant sind, nützen. Neben den ausschließlich für berufliches Netzwerken konzipierten Plattformen wie LinkedIn oder XING haben auch YouTube, Facebook und ähnliche, ursprünglich nicht für diesen Zweck entwickelte Kanäle für die Jobsuche an Bedeutung gewonnen. Die wichtigsten dieser Plattformen stellen wir im Folgenden kurz vor.
LinkedIn: Weltweit bewerben
LinkedIn [de.linkedin.com] ist die bekannteste internationale Social Media-Plattform für Bewerber/innen. Auf LinkedIn hast du nicht nur die Möglichkeit, ein aussagekräftiges Profil mit allen für eine erfolgreiche Bewerbung relevanten Unterlagen zu erstellen, du kannst dich auch gleich direkt für Jobs bewerben, die Unternehmen auf der Plattform eingestellt haben. Außerdem stehen viele nützliche Zusatzfunktionen zur Verfügung – dafür ist allerdings ein kostenpflichtiger Premium- oder Premium light-Account notwendig.
LinkedIn hat vor allem für internationale Unternehmen Bedeutung, die weltweit Personal rekrutieren. Unter den LinkedIn-Profilen findet man folglich eine sehr hohen Anteil an an Bewerbern und Bewerberinnen mit internationaler Berufsarbeit und teilweise hoher bis sehr hoher Qualifizierung.
XING: Hohe lokale Bedeutung
XING [www.xing.com] ist ebenfalls eine auf berufliches Netzwerken angelegte Plattform, die aber im Gegensatz zu LinkedIn hauptsächlich im deutschsprachigen Raum Bedeutung hat. Auch XING basiert auf dem Prinzip, Stellensuchende und Unternehmen zusammenzubringen und bietet neben einem kostenlosen Basis-Profil eine Premiumvariante. Diese bietet bessere Analysemöglichkeiten – nur so kannst du zum Beispiel sehen, wie viele Personalverantwortliche deine Seite besucht haben und im Fall fehlender Anfragen dein Profil nachbessern. Ein XING-Profil bietet vor allem für die Suche in Deutschland und Österreich Vorteile, Schweizer Unternehmen sind mittlerweile stärker auf LinkedIn vertreten.
Facebook: Jetzt auch für die Jobsuche
Facebook [www.facebook.com] ist wohl der Superstar unter den Sozialen Medien – kein vergleichbares Unternehmen hat eine derartige Reichweite und Bedeutung. Ursprünglich für private Kontakte konzipiert, hat Facebook die Zeichen der Zeit erkannt und 2017 eine Funktion implementiert, die Jobsuchenden und Unternehmen die Bewerbung erleichtern soll. Sie ermöglicht Unternehmen, die Personal suchen, ihr Jobangebot direkt auf Facebook einzustellen und Interessierten, sich direkt zu bewerben. Wichtig zu wissen: Potenzielle Arbeitgeber erhalten dadurch keinen Einblick in Inhalte deines Profils, die du nicht öffentlich gestellt hast. Die Jobsuche über Facebook ist vor allem bei Studierenden, für die Suche nach Ferialjobs oder Praktika und in kreativen Berufen beliebt.
YouTube: Hier ist Können gefragt
Auf einem ganz anderen Prinzip basiert die Jobsuche über den Videokanal YouTube [www.youtube.com]: Hier kommt es noch viel mehr als anderswo darauf an, wie gut du die Fähigkeit des Selbstmarketings beherrscht. Ein Bewerbungsvideo für YouTube zu erstellen, erfordert einiges an Professionalität und Erfahrung, damit es den gewünschten Effekt erzielt. Umgekehrt gilt: Ein schlechtes oder womöglich ungewollt peinliches Video kann zum Bumerang werden und deine Jobchancen in einer bestimmten Branche auf lange Zeit vernichten. Wenn du nicht ganz sicher bist, ob dein Bewerbungsvideo professionellen Standards entspricht, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, es vor dem Online-Stellen einem Check-Up durch Profis zu unterziehen.
Ello: Kreative unter sich
Ello [ello.co] ist eine viel weniger bekannte Social Media-Plattform, die ohne Werbung auskommt, hohe Datenschutzstandards einhält und ihren Schwerpunkt auf das Networking unter Kreativen gelegt hat. Wenn du einen kreativen Beruf ausübst, bist du hier richtig. Es gibt zwar keine direkte Bewerbungsfunktion wie auf anderen Plattformen, aber Ello verbindet Kreative aus allen Sparten mit Markeninhabern, Agenturen und Verlagen. Viel mehr als auf Facebook kommt es hier vor allem darauf an, sein Profil mit aussagekräftigen eigenen Inhalten zu füllen, um auf sich und seine Talente aufmerksam zu machen.
Jobsuche auf Social Media: Das solltest du wissen
Generell richten sich Jobangebote auf sozialen Medien an keine bestimmte Berufsgruppe. Festanstellungen und/oder Jobs, die eine höhere Qualifizierung erfordern, wirst du auf den jobspezifischen Kanälen wir XING oder LinkedIn eher finden als etwa auf Facebook. Wer aber auf der Suche nach einem Ferienjob, einer geringfügigen oder einer befristeten Beschäftigung ist, kann dort recht gute Chancen haben: Firmen haben dabei keinen großen Aufwand, aber gute Chancen, eine Stelle schnell besetzen zu können. Auch Praktikumsstellen werden oft auf Social Media-Kanälen inseriert, da Unternehmen davon ausgehen, eine junge Zielgruppe damit eher zu erreichen.
Wie fast alles im Leben hat die Jobsuche über Social Media ihre Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt mit Sicherheit, dass sie eine schnelle und relativ unkomplizierte Bewerbung ermöglichen und eine sehr große Zahl von möglichen Arbeitgebern erreicht werden kann. Zu den Nachteilen zählt dagegen, dass ein einmal erstelltes Profil für alle Unternehmen gleich einsehbar ist – sich sehr spezifisch zu präsentieren, um einen ganz bestimmten Arbeitgeber anzusprechen, ist damit nicht möglich.
Tipps für die Jobsuche auf sozialen Medien
Egal, über welche sozialen Medien du dich bewirbst: Dein Profil beziehungsweise die Teile davon, die für Unternehmen einsehbar sind, sollten einen professionellen Eindruck erwecken und möglichst keine privaten Details enthalten. Das ist auf XING oder LinkedIn einfach, sieht bei Facebook aber anders aus: Hier ist es eventuell sinnvoll, Privates von beruflichem komplett zu trennen und ein zweites, ausschließlich für das berufliche Networking genutztes Profil anzulegen.
Wichtig ist es auch, auf die Aktualität und Vollständigkeit bei Profilen auf beruflichen Plattformen zu achten: Nichts ist für Personalverantwortliche abschreckender, als unvollständige Informationen, fehlende Referenzen oder ein vor Jahren angelegtes Profil, dass seither nicht mehr genutzt wurde.
Schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, auf zwei Pferde zu setzen und sich sowohl auf klassische Art als auch über Social Media zu bewerben. Das kann im Prinzip hilfreich sein, wenn es sich nicht um zwei komplett identische Inhalte handelt. Ergänzt dein Profil auf LinkedIn etwa eine schriftliche Kurzbewerbung, in der du auf dieses verweist, ist das für Personalverantwortliche eventuell eine willkommene Zusatzinformation.
Bewerben über Social Media: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Zu guter Letzt solltest du auch noch auf mögliche Gefahren einer Bewerbung über Social Media-Plattformen achten: Obwohl Datenschutz inzwischen einen hohen Stellenwert hat und alle Plattformen zur Einhaltung der DSGVO verpflichtet sind, ist es in der Praxis oft recht schwierig, Daten, die einmal im Netz sind, wieder entfernen zu lassen. Dabei muss es sich nicht einmal um Schlampigkeit oder um ein Vergehen der Plattform handeln – es reicht schon, wenn du selbst Informationen preisgibst, die du zu einem späteren Zeitpunkt lieber nicht für jedermann einsehbar wissen willst.
Das gilt selbstverständlich auch für alle Informationen, die du anderswo im Netz hinterlässt: Dein „digitaler Fingerabdruck” begleitet dich über Jahre hinweg, und das bedeutet, dass Personalverantwortliche, die deine Bewerbung bekommen, möglicherweise auf Informationen stoßen, die deinen Angaben im Social Media-Profil widersprechen. Hier kannst du vorsorgen, in dem du vor dem Erstellen deines Profils oder deiner Bewerbung deinen Namen googelst – das sogenannte „Ego-Googeln” hilft dir, unerwünschte öffentliche Informationen über dich herauszufiltern, zu löschen oder gegebenenfalls löschen zu lassen.